Schweiz
Gesellschaft & Politik

IKEA Wohnmonitor 2025: So wohnt und kocht die Schweiz

Viele Schweizerinnen und Schweizer finden: Zu Hause ist es am schönsten.
Viele Schweizerinnen und Schweizer finden: Zu Hause ist es am schönsten.Bild: www.imago-images.de

Wer den Haushalt schmeisst und Tabus am Esstisch – so wohnt und kocht die Schweiz

27.10.2025, 14:0627.10.2025, 14:23

Wie wohnen eigentlich die Schweizerinnen und Schweizer? Wie nutzen sie ihre Zimmer und wie richten sie diese ein? Wie steht es um das Lebensgefühl und die Zufriedenheit zu Hause? Wie wird das Zusammenleben organisiert und die Hausarbeit aufgeteilt? Und welche Rolle spielen Einladungen und gemeinsame Mahlzeiten mit Gästen?

Zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Sotomo hat Möbelhersteller Ikea einen Blick hinter sonst verschlossene Türen geworfen und das Leben der Schweizer Bevölkerung mittels einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung untersucht. Hierfür wurden vom 17. April bis 5. Mai 1843 Personen aus der ganzen Schweiz befragt. Das sind die spannendsten Resultate:

Wohnen

Die Menschen in der Schweiz verbringen gerne Zeit in ihren eigenen vier Wänden. Fast alle Befragten sind gerne zu Hause, acht von zehn sogar sehr gerne. Es gilt: «Zu Hause ist es doch am schönsten!» Menschen vom Land sind dabei deutlich lieber zu Hause.

In urbanen Regionen gibt es gemäss der Studie weniger Wohneigentum als im ländlichen Raum und weniger Wohnfläche pro Kopf. Zugleich ziehe das pulsierende städtische Umfeld auch vermehrt Menschen an, die gerne auch das Leben ausserhalb der eigenen vier Wände lebten: den öffentlichen Raum, das Gastro- und das Kulturangebot.

Die Bevölkerung hält sich nirgendwo in der Wohnung lieber auf als im Wohn- und im Esszimmer – über 90 Prozent zählen sie zu ihren Lieblingszimmern. Weitaus weniger häufig genannt wurden Küche oder Schlafzimmer – bemerkenswert, schliesslich verbringen wohl viele die meiste Zeit und die intimsten Momente im Schlafzimmer.

Beim Einrichten der Wohnung steht die gemütliche Atmosphäre ganz klar an erster Stelle. Mehr als vier von fünf Befragten legen besonderen Wert darauf, dass es zu Hause heimelig und bequem ist. Für zwei Drittel soll die Wohnungseinrichtung aber auch möglichst funktional sein.

Wer allein in seiner Wohnung lebt, sieht in der Einrichtung häufiger einen Ausdruck des eigenen Stils und der eigenen Persönlichkeit als Befragte, die als Familie leben. Das scheint logisch: Sobald nämlich mehrere Personen in einer Wohnung leben, müssen Kompromisse gefunden sowie Persönlichkeiten und Stile verbunden werden.

Am häufigsten miteinander geredet – und gestritten – wird im Wohnzimmer. Ein häufiger Streitort ist allerdings auch die Küche. Ein Grund dafür ist vermutlich, dass sich Konflikte in Schweizer Wohnungen oft um Ordnung und Sauberkeit drehen – was gerade in der Küche vermehrt eine Herausforderung ist.

Während Wohn- und Esszimmer das Lebenszentrum der Schweizer Wohnung bilden, steht bei der Küche aber vor allem deren Funktion im Vordergrund: Hier wird gekocht. Entsprechend sind die Ansprüche an die Kücheneinrichtung in erster Linie funktional.

Zu einem ganz anderen Ort, dem WC: Viele Schweizerinnen und Schweizer gehen sehr ungezwungen mit dem stillen Örtchen um. Über die Hälfte der Menschen in der Schweiz lässt die WC-Türe zumindest teilweise offen stehen, wenn sie selbst auf die Toilette gehen. Nur gerade 6 Prozent schliessen die Toilettentür zu Hause mit dem Schlüssel ab.

Frauen sind in dieser Hinsicht noch etwas entspannter als Männer. Besonders häufig bleibt die WC-Türe in Einpersonenhaushalten offen. Das erstaunt nicht, schliesslich kann sich hier niemand daran stören.

Nicht nur der Umgang mit der WC-Türe verrät viel über das Lebensgefühl zu Hause, sondern auch, welche Schuhe man in den eigenen vier Wänden trägt oder eben nicht. Der Eintritt in die Wohnung von draussen ist für die allermeisten mit dem Ausziehen der Strassenschuhe verbunden. Demnach teilt sich die Schweiz in zwei grosse Fraktionen – in die Hausschuh- und in die Socken-Fraktion. Der Entscheid für oder gegen Hausschuhe ist dabei vor allem eine Generationenfrage.

Noch deutlicher zeigt sich der Wandel im Umgang mit den Schuhen der Gäste. Während ältere Befragte ihren Besuch meist die Strassenschuhe anbehalten lassen, ist es für Jüngere selbstverständlich, dass man sie auszieht und sich in Socken bewegt. Was früher selbst in den eigenen vier Wänden als intim galt, ist heute auch für Eingeladene normal.

Zusammenleben unter einem Dach

Im Schweizer Zuhause soll es gemütlich sein. Immer nur entspannt geht es dort allerdings nicht zu und her. Oft ist das Zuhause auch Schauplatz und Grund für Spannungen und Reibungen. Gerade auch, weil Ordentlichkeit und Sauberkeit für viele einen hohen Stellenwert haben.

Die ordnungsliebende und saubere Schweiz ist nicht nur Klischee, die Befragung zeigt: Es ist mehr als das. Fast drei Viertel haben einen hohen oder eher hohen Anspruch an Ordentlichkeit. Und die Schweizerinnen und Schweizer werden ihrem Anspruch auch gerecht: 80 Prozent nehmen ihre Wohnung nämlich als ordentlich wahr – noch mehr als jene, die nur diesen Anspruch haben.

Das Thema Ordnung und Aufräumen führt in jedem zweiten Haushalt aber auch mindestens monatlich zu Spannungen. Das zweithäufigste Konfliktthema ist Sauberkeit und Hygiene. Verbunden mit Ordnung und Sauberkeit ist auch das Spannungsthema Nummer 3: die Verteilung der Haushaltsaufgaben. Weitaus seltener hingegen sind Spannungen um Finanzielles, Lärm und Ruhezeiten oder Privatsphäre.

Was zu diesen Spannungen über Ordnung und Sauberkeit führt, lässt sich gemäss der Studie gut anhand der Küche zeigen. Das Küchen-Tabu Nummer 1 ist, schmutzige Arbeitsflächen nicht abzuwischen. Sieben von zehn Befragten können das nicht ausstehen. Als No-Go gilt für eine Mehrheit auch schmutziges Geschirr oder den nassen Abwaschlappen im Waschtrog liegen lassen.

Zündstoff birgt aber vor allem die Frage, wer für die Organisation des Haushalts zuständig ist. Die Antworten von Frauen und Männern unterscheiden sich hier nämlich immens. Zwei Drittel der Frauen sehen den sogenannten «Mental Load», also die Organisation des Haushaltsalltags, hauptsächlich bei sich selbst. Sechs von zehn Männern sind dagegen überzeugt, der «Mental Load» sei partnerschaftlich aufgeteilt.

Abweichende Einschätzungen zeigen sich auch bei der konkreten Aufteilung der einzelnen Haushaltsaufgaben. Männer und Frauen schätzen ihren Beitrag bei allen Aufgaben jeweils höher ein, als es ihr Gegenüber tut. Einig sind sie sich allerdings, in welchen Bereichen die Frauen und in welchen die Männer tendenziell mehr leisten. Die Wäsche ist in Schweizer Haushalten noch immer die grosse Domäne der Frau, die Reparaturen sind die Domäne des Mannes.

Besonders gross sind die Einschätzungsunterschiede allerdings, wenn es ums Einkaufen und Putzen geht. Hier sehen sich viele Frauen eher in der Verantwortung, während viele Männer finden, sie leisten einen ebenso grossen Anteil. Das trifft beim Einkaufen am stärksten zu.

Beim Geschirrspüler sehen Männer den grösseren Einsatz tendenziell bei sich, nicht so die Frauen. Gedreht sind die Vorzeichen bei den Haushaltsfinanzen. Hier sehen sich viele Männer in der Hauptverantwortung, während die Sache aus Sicht der Frauen insgesamt als ausgeglichen wahrgenommen wird.

Kochen, Essen und Gäste

Essen und Gemeinschaft, das gehört für viele zusammen. Sei es mit den eigenen Familienmitgliedern im Haushalt oder beim Besuch von Freunden. Wenn gekocht wird, dann am liebsten als alltägliches Ritual.

Die Menschen in der Schweiz sind zwar schon im Alltag motivierte Köchinnen und Köche. Viele kochen aber besonders gerne für Gäste. Besuch von Freunden oder Verwandten ist der wichtigste Grund in der Schweiz, aufwendig zu kochen. Viel weniger Befragte tun dies an Sonntagen oder Geburtstagen.

Fast alle Befragten essen mehrmals pro Woche eine selbst zubereitete Mahlzeit – zwei Drittel sogar täglich. Fertiggerichte, Take-away-Gerichte oder gar Trinkmahlzeiten werden dagegen viel seltener zu sich genommen

Selbst zu kochen ist im Schweizer Zuhause immer noch sehr angesagt. Die Gründe dafür sind vielfältig – an erster Stelle stehen Gesundheit und das Bedürfnis, genau zu wissen, was auf den Teller kommt. Für viele spielt auch der Spass am Kochen selbst eine wichtige Rolle, ebenso wie die tieferen Kosten im Vergleich zum Auswärtsessen.

Die Studie ordnete die Befragten aufgrund ihrer Antworten drei Kategorien zu: den genussvollen, den bewussten sowie den pragmatischen Kochtypen. Dabei gehören Frauen beim Kochen besonders häufig zu den bewussten Menschen, während für viele Männer der Genuss und die Gemeinschaft im Vordergrund stehen.

Das gemeinsame Essen hat einen hohen Stellenwert als Moment des Zusammenseins und des Austauschs zwischen den Mitgliedern des Haushalts. Dabei sind nicht alle Verhaltensweisen erlaubt und gern gesehen. Mehr als die Hälfte der Befragten ist der Ansicht, dass am Tisch nicht geschmatzt und geschlürft werden darf.

Das wichtigste Tabu bei Tisch bezieht sich allerdings nicht auf altbekannte Tischregeln. Es ist der Verzicht auf das Nutzen des Handys oder anderer Geräte. Für vier von zehn Befragten ist das Handy am Tisch ein No-Go.

Während das gemeinsame Essen zu Hause zum Schweizer Alltag gehört, kommt es viel seltener zum Besuch von Gästen. Mehr als die Hälfte der Schweizer Haushalte hat seltener als einmal im Monat Gäste bei sich in der Wohnung. Viele dieser Gäste bleiben zum Essen, kaum ein Gast bleibt jedoch über Nacht.

Auffällig ist, dass Besuch weit häufiger auf Einladung als spontan erfolgt. In zwei Dritteln der Wohnungen kommt es seltener als monatlich zu einem spontanen Besuch. Die zelebrierte und ungezwungene Privatheit zu Hause wird gegen aussen geschützt. Herein kommt meist nur, wer sich zuvor angemeldet hat.

Wahrscheinlich, dass vor dem Besuch noch geputzt werden kann. Mehr als neun von zehn Personen machen sauber, bevor die Gäste kommen.

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68 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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insert_brain_here
27.10.2025 14:47registriert Oktober 2019
Ob ich die WC-Türe schliesse hängt bei mir stark davon ab ob ich alleine Zuhause bin 😂
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Captain Mumpitz
27.10.2025 14:59registriert März 2022
Ich hab gelacht als es darum ging, dass Männer erzürnt darüber sind, wenn dinge in der Küche falsch einsortiert werden. Jaha! Der Flaschenöffner gehört halt dorthin wo er hingehört und nicht daneben! Gopf! ^^
Und auch dass die einen denken, sie machen mehr von Arbeit X als der andere ihnen zutraut, ist so typisch :D
Grossartig.

Nur das mit der offenen WC-Tür geht mir nicht in den Kopf. Bei SInglewohnung, okay. Aber im gemeinsamen Haushalt bei offener Türe den Gott des Donners heraufbeschwören ist ziemlich hardcore. Das würd bei uns durch jedes Zimmer schallen.
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